„Straßenballade“ ist ein fortlaufendes künstlerisch-forschendes Projekt im öffentlichen Raum verschiedener Städte. Zum Thema gemacht wird die Frage, wessen Leistungen in öffentlichen Räumen durch die Benennung von Straßen sichtbar gemacht oder auch ignoriert werden.
Agathe Doposchek-schwabenau Straße / Linz
Das Projekt „FEMALE* UPGRADE“ forderte die Umbenennung der Linzer „Glaubackerstraße“ in „Agathe-Doposcheg-Schwabenau-Straße“. Mit dem künstlerisch-symbolischen Akt eines feierlichen Upgradings wurde in Folge eine reale Umbenennung der Straße angestrebt. Ziel war zudem die Sichtbarmachung einer Künstlerin, die um 1900 gesellschaftlich Bedeutsames für die Linzer Kunstszene geleistet hat. Mit der Umbenennung wurde der bekennende Nationalsozialist und Künstler Franz Glaubacker aus dem Stadtbild entfernt, um die öffentliche Ehrerbietung an Agathe Doposcheg-Schwabenau zu übertragen, https://www.agathe-doposcheg-schwabenau-strasse.net/female-upgrade/female-upgrade/.
Der Titel der Performance, „Gläser, Silbertablett und Narzissen“, bezog sich auf eine Malerei von Agathe Doposcheg-Schwabenau aus dem Jahr 1897. Romana Hagyo und Silke Maier-Gamauf beschäftigten sich mit den Werken der Künstlerin und konzipieren auf dieser Basis ihre Intervention. Sie haben das interemistische Straßenschild für Agathe Doposcheg-Schwabenau und eine neue Fahne entworfen und überbrachten diese feierlich im Rahmen einer künstlerischen Intervention. In der Folge wurde das neue Straßenschild von den Projektleiter*innen an den Liner Bürgermeister übergeben.
Presseberichte: https://www.derstandard.at/story/2000126777317/neuer-name-fuer-strasse-des-hitlermalers-in-linz-gefordert.
Alle weiteren Berichte unter https://www.agathe-doposcheg-schwabenau-strasse.net/presse/.




ZENSUR und MEINUNGSFREIHEIT
Ausstellung mit Arbeiten von Mirkan Deniz I Silke Maier-Gamauf & Romana Hagyo I Santiago Sierra I Arye Wachsmuth
Unser Beitrag zur Ausstellung „Zensur und Meinungsfreiheit“ stellte die Ereignisse um das Projekt „Audiowalk Seestadt“ (von Romana Hagyo und Silke Maier-Gamauf, 2019) zur Diskussion. Das im Rahmen von Kunstland Nord / Notgalerie realisierte Kunstprojekt im öffentlichen Raum war einem Prozess der Demontage und Zerstörung ausgesetzt.
Interview zur Demontage in der Zeitschrift Bildpunkt, Winter 2019: http://www.igbildendekunst.at/bildpunkt/2019/spatium-libre/hagyo-maiergamauf.htm.
Statement: Unser Beitrag zur Ausstellung „Zensur und Meinungsfreiheit“ (https://www.galerierudolfleeb.at/blogs/press/zensur-und-meinungsfreiheit) stellt die Ereignisse um das Projekt „Audiowalk Seestadt“ (von Romana Hagyo und Silke Maier-Gamauf, 2019) zur Diskussion. Das im Rahmen von Kunstland Nord / Notgalerie realisierte Kunstprojekt im öffentlichen Raum war einem Prozess der Demontage ausgesetzt. Der Klubobmann der FPÖ-Wien postete auf seiner FB-Seite am 26.6.2019 ein Video, das ihn bei der Demontage eines der fiktiven Straßenschilder zeigt (vgl. wurm in: DerStandard.at vom 27.7.2019). Er bezeichnete die Demontage als „einen Akt zivilen Ungehorsams, der zugleich eine Kunstaktion darstellt“: „Grüß Gott. Ich bin nicht nur Antiterror-, Klima- und Friedensaktivist, sondern auch Spontan- und Aktionskünstler. […] Abzuholen ist diese [Tafel] vom anonymen Künstlerkollektiv, so sie Wert darauf legen, zu den Amtszeiten bei mir.“ In der Folge erhielt er die anwaltliche Aufforderung, das Schild zurück zu stellen. Ein weiteres Video auf der FB-Seite zeigte die Rückstellung des Schildes, wobei er es mit einer nicht genehmigten Zusatztafel versah. Einige Zeit später waren sämtliche Schilder devastiert, es ist nicht bekannt, welche Person/en die Zerstörung verübt haben.
Diese Demontage eines Kunstwerkes hat eine gefährliche Vorbildwirkung zur „Selbstjustiz“ nach dem folgenden Motto: Was mir, meiner Partei, wem auch immer, nicht passt, wird demontiert. Nicht nur anlässlich dieses Vorfalls, sondern auch angesichts der gehäuften Meldungen über Hass im Netz stellt sich die Frage, in welcher Gesellschaft wir leben wollen. Wollen wir, dass im Run um Likes und Klicks Kunstwerke demontiert werden, die einer Person oder einer Gruppe nicht passen? In der Gesellschaft, die wir uns wünschen, muss es möglich sein, dass unterschiedliche Standpunkte artikuliert werden, in demokratische Auseinandersetzung treten, Zerstörung aber ist keine Kunst.






Ausstellungsorte:
Gallery Forum, Zagreb, Januar 2020
https://express.24sata.hr/kultura/pritisci-na-kulturu-i-medije-u-21-stoljecu-su-jos-veci-24107
Museum of Modern Art, Ljubljana, Februar 2020
Pritisci na kulturu i medije u 21. stoljeću su još veći (2020)
hhttps://4d.rtvslo.si/arhiv/kultura/174669654?fbclid=IwAR0W5pCD1LvyK1_Al5aR4DUy9soInYvYSLCP2zWM3ARHQIm-MmfkYTB10zs
Galerie Rudolf Leeb, 1070 Wien
Initiiert und kuratiert vom katalanischen Kulturverein in Wien
https://www.galerierudolfleeb.at/blogs/press/zensur-und-meinungsfreiheit
Podiumsdiskussion: Demokratischer Rückschritt? Die Lage der Meinungsfreiheit in Europa
Mit: Yvonne Gimpel (IG Kultur Österreich), Berivan Aslan (WU-Wien, Die Grünen), Hannes Tretter (Universität Wien, Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte), Julia Herrnböck (Reporter ohne Grenzen), Salvador Espada (Unidas Podemos Austria), institutionelle*r katalanische*r Vertreter*in.
AUDIOWALK KUNSTLAND NORD / NOTGALERIE
Silke Maier-Gamauf mit Romana Hagyo
http://reinholdzisser.com/NWN/kunstland_nord.html
Der Audiowalk befasste sich mit Straßen, die fiktiv im Rahmen von Kunstland Nord nach Frauen* benannt wurden und fungierte als Spurensuche nach Leben und Werk der Frauen*. In der Installation wurden Straßen, die im Entstehen waren oder nur auf Plänen existierten, mittels fiktiven Straßenschildern benannt. Der Audiowalk gab die Möglichkeit, die Route selbst zu wählen, auf jedem Straßenschild befand sich ein QR-Code, der zu den Informationen über die Person führte. Diese Arbeit schuf eine Kontroverse, da die Schilder durch einen Politiker der FPÖ Wien demontiert wurden. Der letzte Stand ist, dass sämtliche Schilder von Unbekannten abgeschnitten wurden und zwei der Schilder gestohlen wurden, http://www.igbildendekunst.at/bildpunkt/2019/spatium-libre/hagyo-maiergamauf.htm.

Henriette Haill und gabriele Heidecker / linz
In Linz PIchling befinden sich zwei Wege am Stadtrand, die im Jahr 2011 nach Henriette Haill und Gabriele Heidecker benannt wurden. Henriette Haill (1904-1996). war Autorin, Gabriele Heidecker (1961-2008) Architektin. Die Anerkennung der beruflichen Leistungen der beiden war ein steiniger Weg. Nachdem im Jahr 2011 eine Initiative zur Benennung eines neues Parks nach der Autorin Henriette Haill in zentraler Lage (zwischen Landstraße und Hessenplatz in Linz) abgelehnt worden war, wurde in der Folge ein Weg in Pichling (am Stadtrand) nach der Schriftstellerin benannt. Die Würdigung der Leistungen von Gabriele Heidecker findet im Rahmen eines zweijährigen Preises für Künstler*innen statt. Wir haben uns mit den beiden Wegen, ihren Namenspatroninnen und deren Leistungen im Rahmen der Ausstellungen „Zurücklassen -Aufgreifen – Aneignen“ (Architekturforum Linz und Notgalerie Wien) beschäftigt. In der Folge wurde das Projekt 2019 mit dem Gabriele-Heidecker Preis der Stadt Linz ausgezeichnet, dieser wird von Eva Schobesberger gestiftet. Die Verleihung der beiden Preise an Romana Hagyo / Silke Maier-Gamauf und Julia Zdarsky fand im Rahmen einer Ausstellung im afo-architekturzentrum Linz statt, https://linz.gruene.at/schwerpunkte/gabriele-heidecker-preis.




